Comic-Hand mit Schnittverletzung

Thrombozytenaggregationshemmer und Blutungsrisiko: Worauf Sie im Alltag achten sollten

Das Wichtigste in Kürze

  • Thrombozytenaggregationshemmer (oft als „Blutverdünner“ bezeichnet) schützen vor der Bildung gefährlicher Blutgerinnsel.
  • Die Medikamente erhöhen jedoch das Risiko für Blutungen – auch bei kleineren Verletzungen.
  • Mit einfachen Verhaltensregeln können Sie im Alltag aktiv bleiben.
  • Informieren Sie Ihr Umfeld über die Einnahme eines Blutverdünners und fragen Sie vor der Einnahme weiterer Arzneimittel nach Wechsel- und Nebenwirkungen.
  • Suchen Sie bei anhaltenden oder ungewöhnlichen Blutungen ärztliche Hilfe.

Wer einen Herzinfarkt erlitten hat oder einen Stent eingesetzt bekam, erhält häufig einen Wirkstoff aus der Gruppe der sogenannten Thrombozytenaggregationshemmer –vereinfacht oft als „Blutverdünner“ bezeichnet.1 Doch mit der Wirkung geht eine häufige Sorge einher: Was passiert, wenn ich mich verletze?

In diesem Beitrag erklären wir, warum Thrombozytenaggregationshemmer das Blutungsrisiko erhöhen können und was Sie im Alltag beachten sollten.

Warum werden Thrombozytenaggregationshemmer verschrieben?

Thrombozytenaggregationshemmer sind eine wichtige Medikamentengruppe zur Vorbeugung von Blutgerinnseln, etwa nach einem Herzinfarkt, bei eingesetzten Stents oder bei anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie wirken, indem sie die Verklumpung von Blutplättchen (Thrombozyten) hemmen, also den ersten Schritt bei der Bildung eines Gerinnsels unterbrechen.2

Zu dieser Wirkstoffgruppe zählen u. a.:

  • Acetylsalicylsäure (ASS)
  • Clopidogrel
  • Ticagrelor
  • Prasugrel

Sie alle tragen dazu bei, erneute Gefäßverschlüsse zu verhindern und das Risiko für einen zweiten Herzinfarkt oder Schlaganfall zu senken.3

Wie entsteht ein erhöhtes Blutungsrisiko?

Thrombozytenaggregationshemmer „verdünnen“ das Blut zwar nicht im klassischen Sinn, verlangsamen aber die Blutgerinnung.4 Das bedeutet:

  • Kleine Blutungen hören langsamer auf.
  • Es kann schneller zu blauen Flecken, Nasenbluten oder Zahnfleischbluten kommen.
  • Bei Verletzungen dauert es länger, bis sich ein stabiler Wundverschluss bildet.

Ob diese bekannten Risiken und Nebenwirkungen in einem vertretbaren Verhältnis stehen und mehr Schutz als Risiko bieten, wird individuell von der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt abgewogen. Dennoch ist Achtsamkeit im Alltag wichtig. 

So verhalten Sie sich bei kleineren Verletzungen im Alltag

Schnittverletzungen beim Rasieren oder Kochen:

  • Verwenden Sie möglichst sichere Rasierer mit Schutzvorrichtung
  • Halten Sie beim Kochen scharfe Messer bewusst fern vom Körper

Wenn es doch blutet:

  • Ruhig bleiben – leichter Druck auf die Wunde genügt oft
  • Blutung sanft abtupfen
  • Steriles Pflaster oder Druckverband verwenden
  • Wenn die Blutung länger als gewöhnlich anhält oder sich verstärkt, ärztlich abklären lassen

Stürze und Prellungen

  • Bei Kopfverletzungen oder großen Blutergüssen: immer ärztlich untersuchen lassen.
  • Auch wenn keine Wunde sichtbar ist, können innere Blutungen entstehen.
  • Bei Schwindel oder neurologischen Symptomen nach einem Sturz: sofort zum Arzt.

Was Sie im Alltag besser vermeiden sollten

1. Medikamente ohne Rücksprache:

  • Keine Arzneimittel oder Selbstmedikation ohne ärztliche Rücksprache - sie können das Blutungsrisiko zusätzlich erhöhen oder Wechselwirkungen hervorrufen.

2. Verletzungsintensive Aktivitäten:

  • Risikoreiche Sportarten mit Verletzungsgefahr
  • Heimwerkerarbeiten mit Verletzungsgefahr ohne Schutzvorkehrungen 

Zahnbehandlung oder Operation geplant? Wichtiger Hinweis!

Vor einem medizinischen Eingriff – egal ob groß oder klein – ist es unbedingt notwendig, die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt über die Einnahme von Arzneimitteln, insbesondere das Blutverhalten verändernde Arzneimittel, zu informieren. Dennoch gilt: Nicht eigenmächtig absetzen! Nur Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt entscheidet, ob und wann eine Unterbrechung der Therapie sinnvoll und sicher ist.5

Wann Sie sofort ärztliche Hilfe suchen sollten

Bitte nehmen Sie jede ungewöhnliche Blutung ernst – insbesondere, wenn Sie:

  • Blut im Urin oder Stuhl bemerken
  • Schwarzen Stuhlgang haben
  • Starkes oder anhaltendes Nasenbluten erleben
  • Nach einem Unfall oder Sturz, bei denen der Kopf betroffen war

Weitere Hinweise finden Sie im Beipackzettel des jeweiligen Blutverdünners bzw. Ihres Arzneimittels.

Im Zweifel: Lieber einmal zu viel ärztlich abklären lassen – Sicherheit geht vor.

Fazit

Thrombozytenaggregationshemmer sind lebenswichtige Medikamente. Mit ein wenig Achtsamkeit können Sie wie gehont am Alltag teilnehmen. Ihre wichtigsten Helfer sind:

  • Umsicht bei Aktivitäten mit Verletzungsrisiko
  • Aufklärung des (medizinischen) Umfelds
  • Keine Selbstmedikation ohne Rücksprache mit Ihrer behandelnden Ärztin, Ihrem behandelnden Arzt oder in der Apotheke
  • Aufmerksamkeit für mögliche Nebenwirkungen
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