Aufstoßen nach dem Kaffee – Genuss trotz Reflux möglich?
Das Wichtigste in Kürze
- Sodbrennen ist ein Symptom des gastroösophagealen Reflux.
- Multiple Faktoren können die Funktion des unteren Ösophagussphinkters beeinträchtigen – Koffein alleine nicht.
- Bestimmte Kaffeeröstungen können laut einer Laborstudie positive Effekte auf den Reflux haben.
Einige Menschen bemerken nach dem Kaffeetrinken einen sauren Geschmack im Mund, Magenschmerzen, ein Brennen im Brustbereich oder müssen aufstoßen. Was hat es damit auf sich? Fördert Koffein Magen- und Darmerkrankungen wie den gastroösophagealen Reflux (GER)? Wir geben Ihnen einen kompakten Überblick über die genannten Symptome und ihre Zusammenhänge sowie Maßnahmen zur Selbsthilfe.
Sodbrennen oder Reflux? Die Zusammenhänge
Der typische brennende Schmerz in der Magengegend, der bis hinter das Brustbein und zum Rachen ausstrahlt, wird Sodbrennen genannt. Tatsächlich handelt es sich hierbei um ein Symptom, das durch das Zurückfließen von Magensaft in die Speiseröhre (Ösophagus), Reflux genannt, ausgelöst wird. Genau das wird üblicherweise durch den Ösophagussphinkter verhindert, der den unteren Teil der Speiseröhre bei der Verdauung verschließt. Anders als der Magen besitzt der Ösophagus keine Schleimschutzschicht, sodass Säure und Galle ihn auf Dauer schädigen können.1
Zu den Faktoren, die die Funktion des unteren Sphinkters beeinträchtigen und oder generell einen Reflux begünstigen, zählen Übergewicht, Alkohol, Rauchen, bestimmte Medikamente sowie fett- und säurehaltige Speisen und Getränke.2 Langfristig kann die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) zu einer Entzündung der Speiseröhre (Ösophagitis) oder Geschwüren führen.
Reflux durch Kaffee? Die Wirkung von Koffein auf den Magen
Kaffee wird als eins der Genussmittel diskutiert, die einen Reflux begünstigen können, denn Konsumenten leiden nach dem Trinken mitunter unter Aufstoßen, Sodbrennen oder Magenschmerzen. Tatsächlich ist es nicht das Koffein selbst, das diese Symptome auslöst, sondern seine Eigenschaft, die Salzsäureproduktion im Magen anzuregen. Kommt das mit einer Dysfunktion des Sphinkters und weiteren der oben genannten Faktoren wie Alkohol- oder Tabakkonsum zusammen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Refluxsymptome verstärken.3 Aus Daten der Nurses Health Study ergab sich zudem, dass der Konsum von Kaffee, Tee und Mineralwasser mit Kohlensäure mit einem erhöhten Risiko für Refluxsymptome assoziiert war.4
Forschungsergebnisse aus Japan kamen zu einem anderen Schluss: Kaffeetrinken selbst steht in keinem Zusammenhang mit GER.5 Aus dieser Laborstudie geht auch hervor, dass Milch im Kaffee und weitere Faktoren wie die Lebensweise und Ernährung, der Body-Mass-Index (BMI) sowie der Darmkeim Helicobacter pylori Einflüsse auf die gastroösophageale Refluxkrankheit nehmen können. Eine in-vitro-Untersuchung der Universität Freiburg ergab sogar, dass bestimmte Kaffeeröstungen die Magensäureproduktion verminderten könnten und somit positive Effekte auf Refluxsymptome wie Sodbrennen haben könnten.6
Auf Koffein verzichten? Maßnahmen zur Selbsthilfe
Die GER-Leitlinie empfiehlt, unverträgliche bzw. ungesunde Speisen und Getränke wie Kaffee zu meiden.4 Kaffeeliebhaber, die unter Reflux leiden, müssen aber nicht unmittelbar komplett auf den täglichen Genuss verzichten. Sie können auf weniger säurehaltige Bohnen oder schonende Zubereitungsverfahren, z.B. den Siebträger, sowie Varianten mit kurzer Zubereitungszeit wie den Espresso zurückgreifen. Wichtig ist auch der maßvolle Genuss – aber bitte nicht auf leeren Magen. Zusätzlich beachten Sie bitte immer auch die individuelle Konstitution des Menschen und die oben genannten Faktoren.
Als Goldstandard in der Behandlung der Refluxkrankheit gelten selektive Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol. Diese reduzieren die Magensäureproduktion und können so die Symptome mildern sowie zur Langzeitbehandlung der Refluxösophagitis eingesetzt werden. Entscheidend ist auch ihr Einfluss in der Vorbeugung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren bei Risikopatienten, die dauerhaft nichtsteroidale Entzündungshemmer (NSAR) einnehmen müssen.
Für eine gezielte, effektive Therapie bei Reflux konsultieren Sie bitte einen Facharzt.
Fazit
Kaffeegenießer, die unter Sodbrennen und anderen Symptomen des gastroösophagealen Reflux leiden, müssen nicht auf ihren täglichen Koffeinkick verzichten, denn das Getränk selbst ist nicht die Ursache für die Grunderkrankung. Die Forschung liefert kontroverse Ergebnisse zu dem Einfluss von Kaffee auf (das Verstärken der) Refluxsymptome. Dabei ist zu bedenken: Multiple Faktoren wie die Ernährung, der Konsum von Alkohol und Tabak sowie Medikamente und Vorerkrankungen spielen eine Rolle bei der Dysfunktion des unteren Ösophagussphinkters, die das Zurückfließen von Magensaft in die Speiseröhre nach sich zieht. Hierbei geht Probieren über Studieren: Die Wahl der richtigen Bohne oder ein alternatives Zubereitungsverfahren könnte das Aufstoßen nach dem Kaffee vermindern. Für eine langfristige Behandlung der gastroösophagealen Refluxkrankheit, einer Ösophagitis oder einem Geschwür ist ärztlicher Rat einzuholen.