Apotheker der Löwen-Apotheke Flensburg in seiner Apotheke stehend

Ein Jahr E-Rezept – ein Bericht aus der Praxis

Zwölf Monate nach Einführung des elektronischen Rezepts teilt Niklas Losse seine Erfahrungen als Apotheker in der Löwen Apotheke Flensburg.

Mit positiven Erwartungen

Obwohl das E-Rezept bereits 2022 etabliert wurde, wirkte es sich erst mit der verpflichtenden Einführung am 1. Januar 2024 auf den Alltag in der Löwen Apotheke aus.

Mit der Umstellung von Papier- zu E-Rezept erhoffte sich das Team eine deutliche Arbeitserleichterung durch eine fehlerfreie Ausstellung der Rezepte. Außerdem wurde erwartet, dass die Bearbeitung der Rezepte insgesamt schneller erfolgen würde. Doch hat sich dies in der Praxis bewahrheitet?

Erleichterte Arbeitsabläufe und besserer Service

Laut Niklas Losse ist die Bearbeitung von Rezepten sicherer und effizienter geworden. Denn Kontrollen und Abrechnungen können durch die Volldigitalisierung schneller und präziser durchgeführt werden.

Zudem kann das Team auch auf besondere Situationen der Patient*innen besser eingehen: „Wir können Patient*innen, die im Urlaub sind und ihre Medikamente vergessen haben, unkompliziert versorgen. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann das Rezept digital ausstellen, und wir können es direkt über die Versichertenkarte abrufen. Auch falsch ausgestellte Rezepte lassen sich schnell korrigieren, ohne dass Patient*innen erneut den Weg zur Praxis antreten müssen.“

Technische Komplikationen

Die größten Herausforderungen lagen bisher in der technischen Umsetzung des E-Rezepts. Zu Beginn gab es laut Niklas Losse Probleme mit der Stabilität und Geschwindigkeit der Telematik-Infrastruktur; also dem Austausch von Informationen zwischen verschiedenen Akteur*innen des Gesundheitswesens. Auch die Softwarehäuser hatten anfänglich erhebliche Schwierigkeiten. Und da viele Ärzte und Ärztinnen nicht ausreichend geschult worden waren, wurden Rezepte teilweise nicht rechtzeitig signiert, was von Patient*innen wiederum nur mithilfe einer App im Voraus geprüft werden kann.

„Gerade in der Anfangszeit kam es zu Ausfällen bei der Telematik und einzelnen Diensten, die von externen Anbieter*innen bereitgestellt werden. Manche Apotheken und Praxen hatten teilweise tagelang keinen Zugang zur digitalen Infrastruktur“, erklärt der Apotheker.

Akzeptanz der Kund*innen

Niklas Losse erlebt, dass die neu etablierten Prozesse einige Patient*innen vor Herausforderungen stellen: „Viele – vor allem die Älteren – wissen nicht, wie sie überprüfen können, ob ein Rezept ausgestellt wurde oder haben keine Möglichkeit, die Verordnung des Arztes oder der Ärztin zu kontrollieren.“

Zudem käme es vor, dass das E-Rezept von dem Arzt oder der Ärztin noch gar nicht ausgestellt wurde, obwohl die Patient*innen bereits in der Apotheke stehen. So müssten sie sich ein weiteres Mal auf den Weg machen.

In der Löwen Apotheke werden aktuell 90 Prozent der Rezepte über die Versichertenkarte verarbeitet. 7 Prozent sind weiterhin Papierrezepte und 3 Prozent der Rezepte werden über die App eingelöst.

Anerkennende Worte

Insgesamt zieht Niklas Losse nach einem Jahr E-Rezept ein positives Fazit: „Die anfänglichen Probleme werden schrittweise behoben und die Stabilität sowie die Geschwindigkeit haben sich deutlich verbessert. Es besteht weiterhin Optimierungsbedarf, insbesondere aus Sicht der Patient*innen. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass das E-Rezept für alle Beteiligten langfristig eine Bereicherung sein wird.“

Für die Zukunft wünscht sich der Apotheker, dass der Referenzvalidator sicherstellt, dass nur abrechnungskonforme Rezepte ausgestellt werden. Außerdem wäre eine schnellere und stabilere Telematik-Infrastruktur von Vorteil.

Weitere Neuigkeiten