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Status E-Rezept: Erfahrungsbericht einer Apothekerin

Am 1. Januar 2024 wurde das Papierrezept durch das elektronische Rezept ersetzt. Juliane Rossi aus der ABC Apotheke in Böklund schaut in diesem Beitrag auf die vergangenen Monate und zieht eine Zwischenbilanz.

Von Papierrezept zu E-Rezept

Mit dem E-Rezept sollen Abläufe vereinfacht und Papier eingespart werden. Doch was hat sich mit der Einführung konkret verändert? „Sehr vieles – fast alles, würde ich sagen“, schmunzelt Juliane Rossi. „Es gibt Vor- und Nachteile. Wenn die Technik funktioniert, ist es für uns in der Apotheke von den Abläufen her einfacher.“ 

Denn ein Papierrezept musste gescannt und auf Formfehler überprüft werden, bevor es gepackt und zur Abrechnung abgeholt wurde. Dieser Kontrollprozess entfällt nun. „Wenn alles gut läuft, bekommen die Kunden ihr Medikament und wir sehen das Rezept nicht wieder“, so die Apothekerin.

Mehr Flexibilität

Auch hat das E-Rezept den Vorteil, dass jeder Artikel als eigenes Rezept registriert ist. Juliane Rossi erläutert: „Wenn mehrere Produkte auf dem Rezept stehen und eines nicht vorrätig ist, kann das jeweilige Rezept elektronisch zurückgegeben und in jeder anderen Apotheke abgeholt werden.“

Auf diese Weise sorgt das elektronische Rezept für mehr Flexibilität – denn mit dem Papierrezept war es so, dass ein Rezept mit drei verschiedenen Positionen nur in ein und derselben Apotheke abgeholt werden konnte.

Herausforderungen und Aufklärungsarbeit

Doch wie sieht es auf der anderen Seite des Handverkaufstischs aus?

„Für die Kunden ist es im Moment viel mehr Aufwand – da spreche ich aber auch aus unserer Sicht als Landapotheke“, erklärt Juliane Rossi. Seit der Einführung des E-Rezepts ist es nämlich in der Regel nötig, dass ein*e Patient*in physisch in der Apotheke erscheint, um ein verschriebenes Medikament zu erhalten.

„Bei fast allen Rezepten benötigen wir die Gesundheitskarte als Schlüssel, um an die Rezepte zu gelangen“, so Juliane Rossi. In Zeiten des Papierrezepts hingegen haben viele umliegende Praxen das Rezept zur Apotheke gefaxt und dann konnten insbesondere die älteren Kund*innen ihre Medikamente per Botendienst erhalten. Nun müssen sich auch Patient*innen, die nicht mobil sind, auf den Weg in die Apotheke machen.

Die Apothekerin erläutert: „Theoretisch hat jeder Versicherte ein Anrecht darauf, dass das E-Rezept auf Papier ausgedruckt wird. Das machen die Praxen auch – aber ungern.“ So gibt es viel Redebedarf – und die Apotheke muss viel Aufklärungsarbeit leisten. „Viele Kunden sind beispielsweise davon ausgegangen, dass wir keinen Botendienst mehr anbieten. Natürlich gibt es diesen Dienst immer noch. Nur hat die Apotheke nicht die Möglichkeit, ohne Kunde an die Rezepte zu gelangen.“

Technische Stolpersteine

Auch dass ein Rezept nicht sofort auf der Versichertenkarte abrufbar ist, kann zu Unmut führen. Rezepte müssen nämlich von der Ärztin oder dem Arzt elektronisch signiert werden, bevor sie freigegeben werden können. Laut Juliane Rossi bestimmen die internen Praxisabläufe, ob eine Ärztin oder ein Arzt ein Rezept sofort signiert, dies am Ende der Sprechstunde tut oder bis zum Abend wartet.

 „Manchmal werden die Patienten darüber informiert, dass das Rezept erst später verfügbar ist, aber es kommt auch vor, dass Patienten bei uns in der Apotheke erscheinen und das Rezept noch nicht vorliegt. Dann sorgt es natürlich für Verärgerung, wenn sie drei bis vier Mal vorbeikommen müssen. Im Großen und Ganzen läuft die Technik, aber sobald eine Störung oder ein Ausfall auftritt, sind wir schnell handlungsunfähig, da wir nicht mehr sehen können, was auf dem Rezept steht“, schließt die Apothekerin ab.

Abläufe neu denken

Laut Juliane Rossi mussten durch die Einführung des E-Rezepts viele interne Abläufe geändert werden. So haben sich auch die Stoßzeiten in der Böklunder ABC Apotheke verschoben. „Vorher hatten wir vormittags den größten Patientenansturm. Jetzt werden die Rezepte der Hausarztpraxis hier im Dorf erst um 13.00 Uhr freigeschaltet und daher kommen vormittags nicht mehr so viele Kunden und nachmittags umso mehr. Das muss in der Planung berücksichtigt werden.“

Die Apothekerin unterstreicht, dass es sich hierbei um sehr individuelle Rahmenbedingungen handelt. „Wir sind hier auf dem Dorf und haben eine Hauptpraxis. In der Stadt mag das ganz anders sein.“

Ein differenziertes Fazit

Insgesamt zieht Juliane Rossi nach der Einführung des E-Rezepts eine positive Bilanz, sieht aber Luft nach oben. „Die Idee ist gut und wenn alles funktioniert, ist es eine Arbeitserleichterung. Aber es funktioniert eben noch nicht alles.“

Die Apothekerin hätte sich gewünscht, dass der neue Vorgang Schritt für Schritt implementiert worden wäre. „Wir hatten das Glück, dass es hier einige Praxen gab, die bereits vergangenen Herbst angefangen haben, das E-Rezept zu nutzen, sodass wir uns auf Änderungen einstellen und unsere Abläufe langsam anpassen konnten. Aber ich glaube, es gab auch Apotheken, die mit der Einführung am 1. Januar erst einmal ziemlich überrascht wurden.“

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